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Partnerschaftstour 2004 - 4. Reisebericht

Halbzeit an der türkischen Schwarzmeerküste

Vor 10 Tagen sind Michael und ich in unserer türkischen Partnerstadt Büyükcekmece losgeradelt in Richtung Schwarzes Meer.

Auszug aus Michaels Reisetagebuch: "Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit als ich am Flughafen Köln-Bonn in den Flieger einstieg. Als ich nachts um drei am Istambuler Flughafen ankam und nach einstündiger Wartezeit an der türkischen Passkontrolle meine Gepäckstücke zusammensuchte, wartete Martin schon mit einem Mitarbeiter der Stadt auf mich. Erst haben die beiden auf dem europäischen Flughafen Istanbuls auf mich gewartet, aber Martin konnte unseren Fahrer davon überzeugen, dass ich auf dem asiatischen Flughafen lande.

Nach einer kurzen Nacht (4 Std.) besuchten wir ein Kinderheim und am Nachmittag die ortsansässige Pfadfindergruppe. Am Abend wurden wir noch von unserem freundlichen Führer ins türkische Dampfbad eingeladen. Es hieß für uns die Sachen packen, nachdem wir vom Tagesausflug in Istambul zurückgekehrt waren. Am nächsten Morgen wurden wir vom stellvertretenden Bürgermeister verabschiedet und machten uns auf den Weg."

Zuerst einmal mussten wir den Grossraum Istanbul durchqüren, was mit dem Fahrrad kein Vergnügen ist: Chaotischer Stadtverkehr mit allzeit hupenden Bussen und Taxis, stinkenden LKW und schnellen Autos, nur Fahrräder sucht man vergeblich. Wir waren die einzigen Radler.

Die Meerenge des Bosporus teilt Istanbul in ein europäischen und einen asiatischen Teil, die durch zwei Autobahnbrücken und viele Fährschiffe verbunden werden. Unser Vorhaben den Bosporus auf einer der beiden Brücken zu überqüren war zwar nicht ganz legal, aber so wie in Istanbul rote Ampeln eher Empfehlungen sind, drückt die Polizei auch bei Radfahren auf der Autobahnbrücke mal ein Auge zu. Daher konnten wir ungehindert Europa mit dem Fahrrad verlassen und wurden hinter der Südbrücke mit dem Schild: " Welcome to Asia" begrüsst. Bis auf einen kleinen Auffahrunfall meinerseits, den der Autofahrer gar nicht bemerkte, kamen wir unbeschadet durch die 15 Millionen Metropole.

Am Abend erreichten wir das Schwarze Meer und zelteten nahe der Brandung, was uns aufgrund des stürmischen Seewindes der Nachtruhe beraubte. Die vom uns gewählte Nebnstrasse entpuppte sich als kurven- und steigungsreiche Lehmpiste entlang wunderschöner einsamer Buchten und Sandstrände. Trotzdem waren wir froh, nach 20 km wieder Asphalt unter den Reifen zu haben. Das Streckenprofil blieb jedoch gleich: Auf 8 km je ein 10 bis 20%igen Anstieg, der uns einige Liter Schweiss und anfangs auch noch manchen Fluch entlockte, kaum hatten wir den höchsten Punkt erreicht, schossen wir die meist einspurigen Strasssen wieder hinab. im Tal durchfuhren wir ein Dorf mit winkenden Einwohnern und der nächste Anstieg begann. Die Sinnhaftigkeit dieser ständigen Berg- und Talfahrten anzweifelnd fühlten wir uns Sisyphos nah, der sein Stein auch immer wieder nach oben rollen musste.

Doch die wunderschöne Schwarzmeerküste und zahlreiche Einladungen zu einem Cay entlohnten unsere Mühen. Mittlerweile gelingt es uns sogar beim Bergaufradeln den Blick auf grüne Wälder, saftige Viehweiden und das hellblaü Meer zu geniessen. Die letzten Nächte haben wir allesamt direkt an der Küste gezeltet, mit den Gedanken oft schon am gegenüberliegenden russischen Ufer. Das Leben in den türkischen Orten ist weniger hektisch als bei uns daheim, ein paar freundliche Worte, eine kleine Teepause hat fast jeder für uns über. Trotzdem sind die beiden langen deutschen Touristen auf ihren schwer bepackten Rädern ein aufehenerregendes Erreignis und 20 neugierige Kinder um uns herum sind keine Seltenheit. Radtouristen sind hier ein Fremdwort; in den Küstenorten gibt es im Sommer hauptsächlich türkische Feriengäste. Vorgestern wurde Michaels Geduld hart auf die Probe gestellt, gleich viermal musste er seine Reifen flicken.

Um möglichst schnell nach Sinop zu kommen, versuchten wir gestern trotz Abratens Einheimischer den grossen Bogen der Hauptstrasse auf einer alten Küstenroute abzukürzen. Das funktionierte auf der Schotterpiste so lange, bis wir Beide im zähen Schlamm steckenblieben und unsere vom Matsch blockierten Räder erst mit dem Hochdruckreiniger einer Tankstelle wieder flott bekamen. Bei der Gelegenheit trafen wir peinlicherweise auch noch den grinsenden Typen, der uns bereits zwei Stunden zuvor von der Abkürzung abgeraten hat.

Die halbe Strecke der türkischen Schwarzmeerküste liegt nun hinter uns und so feiern wir in der hübschen Küstenstadt Sinop Bergfest mit einem freien Nachmittag. Zur Feier des Tages gab es das erste Bad im noch recht kalten Meer und eine ausgiebige Dusche, die erste in Asien, bei der Michael Besuch von einem Riesen-Scolopender (ca. 20 cm langer Hundertfüsser) bekam. So bringt jeder Tag neue kleine Abenteuer. Morgen geht es weiter Richtung Trabzon.

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