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Partnerschaftstour 2004 - 5. Reisebericht (Martin)

Von 25 jungen Radsportlerinnen nach Schachty eskortiert

Nach über 6000 Radkilometern haben wir unsere russische Partnerstadt Schachty im Donbecken erreicht. Bereits 20 KM vor der Ortseinfahrt erwartete uns eine Gruppe des hiesigen Radsportclubs und so fuhren wir gemeinsam mit 25 jungen Russinnen, einem Polizeiwagen und einem Fernsehteam in die grosse Leichtathletikhalle Schachtys ein.

Dort wurden wir von einigen Bürgern applaudierend begrüßt. Vertreter der Stadt, des Partnerschaftsvereins und der Sportdirektion nahmen uns offiziell in Empfang und lobten in ihren Reden unseren Mut, unseren sportlichen Ehrgeiz und vor allem unser soziales Engagement. Auch in Schachty, wie zuvor in Zenica und Büyükcekmece, werden wir einem Kinderheim mit Spendengeldern helfen. Denn die Idee der Partnerschaftsradtour umfasst neben der erlebnisreichen Reise und dem Vertiefen von Kontakten zwischen den Partnerstädten auch das Ziel, jeden von uns geradelten Kilometer in Euro umzusetzen und nach Abschluss der Tour je einer sozialen Einrichtung in unseren sechs Partnerstädten zukommen zu lassen.

Daher möchten wir sie auch im Namen unseres Schirmherren Oberbürgermeister Oliver Wittke bitten, sich an dieser Spendenaktion zu beteiligen. (Spendenkonto des Freundes- und Fördererkreis DPSG-Feldmark bei der Volksbank GE-Bür KN: 672 143 100 BLZ 422 600 01 Stichwort “Radtour”) Weitere Infos auf unserer Homepage unter www.dpsg-gelsenkirchen.de/tour

Zuletzt hatten wir uns aus dem schönen Urlaubsort Sinop an der türkischen Schwarzmeerküste gemeldet, in dem wir uns von den steilen Küstenbergen erholt hatten. Die nun flacher werdende Küstenstrasse führte uns nach Trabzon, das den Schalke Fans noch aus unseren siegreichen Uefacup Zeiten bekannt ist. Dort besuchten wir das georgische Konsulat und beantragten ein Visum für die Einreise in den Kaukasusstaat. Während der beiden letzten Tage in der Türkei tranken wir noch manchen Cay und freuten uns an den oft lauthals grüßenden Menschen wenn wir durch die Ortschaften radelten und unseren recht ansehnlichen Kalorienbedarf in kleinen Garküchen oder phantastischen Konditoreinen stillten.

Hatten wir seit der Bosporusüberqürung asiatischen Boden unter den Reifen, so verließen wir diesen nun 1500KM weiter östlich, um wieder in Europa zu sein.

Nach vier Wochen in der Türkei mussten wir uns an den plötzlichen Wechsel der Kulturen gewöhnen. So rutschte uns noch manches “Meraba” heraus, statt Minarette gehörten Kirchtürme wieder zum gewöhnlichen Stadtbild und statt verschleierter sich meist von uns fernhaltenden Frausen wurden unsere Blicke von oft nur leicht bekleideten östlichen Schönheiten erwidert.

Gleich drei Tage mussten wir in Batumi auf das Schiff zum russischen Ferienort Soci warten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist die einstige Touristenmetropole Batumi bemüht, ihren alten Flair mit wunderschönen Gebäuden und Promenaden wieder herzurichten, doch überall fehlt es an finanziellen Mitteln.Darum mussten z.B. die Meeressäuger des Delphinariums wieder in die Freiheit entlassen werden, da das Geld für ihren Unterhalt fehlte.

Neben den schönen Erfahrungen unter Palmen am Strand zu liegen und gleichzeitig über das Meer hinweg die schneebedeckten Bergriesen des Kaukasus zu sehen, der Einladung zu zweifacher übernachtung inklusive leckerer adscharischer Küche bei der gastfreundlichen Russa (der Enkelin des Literaturnobelpreiskandidaten Chabura Amirejbi) zu folgen, wurde leider auch ein Teil unserer Ausrüstung gestohlen. Zwar konnten wir die vier Teenager inflagranti überraschen, doch der Versuch sie festzuhalten brachte uns nur den Erfolg eines zerissenen T-shirts und einer zerbrochenen Glasscheibe. Leider wurden dabei all unsere Photos von der türkischen Schwarzmeerküste gestohlen. Als kelienr Ausgleich konnten wir die Arbeitsweise einer georgischen Polizeistation erleben, die uns bereits vor Ort zum Grinsen brachte.

Wir verliessen Georgien nach drei Tagen mit vielfältigen Erlebnissen auf dem Seeweg, dem derzeit einzig legalen, da die autonome Region Abchasien die Weiterfahrt mit dem Fahrrad verhindert. Während der Schifffahrt konnten wir manchen Delphin über die blaün Fluten springen sehen. Unsere Ankunft in Soci verzögerte sichaufgrund nicht weiter zu erfahrender Gründe um fast vier Stunden, wobei wir den Großteil dieser Wartezeit in Sichtweite vor Socis Hafeneinfahrt verbrachten. Mehrfach sagten uns Passagier, so sei das wenn man in Russland und nicht in Deutschland reise; da wirken 20 Minuten Verspätung bei der Deutschen Bahn geradezu pünktlich. Bereits am Zoll spürten wir den hier immer wichtigen Vorteil die richtigen Leute zu kennen. So wurden wir als offizielle Delegation an der Wrteschlange vorbei gelotst.

Die russische Schwarzmeerküste gleicht europäischen Badestränden und steht ihnen in Vergnügungs- und Konsummöglichkeiten kaum nach. Neben Freizeit- und Aquaparks, großen Hotelanlagen reiht sich Handtuch an Handtuch an den Stränden.

Eine Woche radelten wir von Soci nach Schachty. Nach der kurven- und steigungsreichen Küstenregion und manchem erfrischenden Bad im Meer erwarteten uns im Landesinneren kilometerlange Kornfelder und schnurgerade Landstrassen. Als Radler ist man daher in der Lage, die nächste Kurve bereits eine Stunde zuvor zu sehen.

Neu waren für uns die Polizeistationen vor jeder grösseren Ortschaft, die uns zweimal aufhielten, um uns zu registrieren. Dass dabei auch mal der Versuch unternommen wird eine kleine Strafe, z.B. für das angeblich verbotene Anlehnen eines Fahrrades an einem Baum, zu kassieren, ist leider automatische Folge der niedrigen Gehälter. Unsere Taktik hiess dann geduldig darauf zu beharren nichts zu verstehen, obwohl Michäl dank seiner Polnischkenntnisse so Einiges mitbekommt, und nach spätestens 30 minütigem Warten konnten wir so mit all unseren Rubeln weiterradeln.

Begeistert waren wir von der spontanen Einladung in eine uns herzlichst umsorgende Baptistenfamilie, die trotz ihrer sieben Kinder noch zwei Schlafplätze für uns übrig hatte. So nahmen wir am 2,5 stündigen Sonntagsgottesdienst teil, dessen Intensität besonders bei der musikalischen Gestaltung uns zu Herzen ging.

Seit drei Tagen werden wir nun aufs Beste mit den reichhaltigen Speisen der russischen Küche verwöhnt. Gleich dreimal täglich bekommen wir warme Mahlzeiten, da alle Russen der Meinung sind, wir bräuchten ordentlichen Kalorienreserven für die lange Fahrt durch die Ukraine.

Viele Einblicke in das russische Leben von offizieller als von privater Seite wurden uns bisher ermöglicht. Vom Empfang beim Oberbürgermeister, der extra einen Partnerschaftsradtour-Wimpel anfertigen ließ, über das Schwimmen im Meer mit seinem Stellvertreter bis hin zum Erholungstag in einer typischen Datscha am Don mit den städtischen Sportdirektoren, immer spürten wir eine ganz intensive Offenheit und Herzlichkeit, die uns entgegengebracht wurde, weit über das bei uns übliche Maß der Gastfreundschaft hinaus.

Gelernt haben wir in den vergangenen Tagen, dass es in Russland hilfreich ist, die richtigen Leute zu kennen, dass man als Radtourist seinen Vodka leeren muss auch wenn es bereits der zehnte ist und dass Russland schon allein aufgrund seiner bildhübschen Frauen eine Reise wert ist.

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